Wir wachten alle sehr früh auf, so konnten wir auch sehr früh in der Stadt spazieren gehen. Gemeinsam besuchten wir den schönen Stadtteilmarkt Santa Clara, tranken Fruchtsäfte und aßen deftig. Ich genoß meinen Lieblingseintopf Yahualocro (Kartoffel, Avocado, Zwiebel, Frischkäse, Koriander, Blut).
Danach spazierten wir lange durch die Stadt und ich besuchte den Chef des besten Restaurants der Stadt (Juan Sebastián Peréz vom Restaurant Quito). Das Treffen fand in der sehr engagierten Kaffeerösterei "Kafos" statt, die neben dem Restaurant auf einem 6 kg Mill City Roaster sehr gute lokale Kaffees röstet. Wir besprachen ein sehr spannendes Projekt über das er mir schon auf der letzten Reise erzählt hatte: Er hat ein Getränk entdeckt, das eine so spannende Geschichte hat, dass es wahrscheinlich Connaiseure aus aller Welt verrückt danach machen wird. Wir besprachen in groben Zügen, wie wir diesbezüglich zusammenarbeiten können und entwarfen ein kurzes Konzept. Und ich probierte das Getränk natürlich aus. Auch ich bin nun überzeugt und bin hoch motiviert diese Sensation aus Ecuador gemeinsam mit Juan Sebastian zu vermarkten.
Neben diesem extrem spannenden Ereignis wurde es noch aus einem weiteren Grund ein sehr spezieller Tag der Freude. Juan Sebastiáns Quitu wurde heute von der sehr einflussreichen "50 Best"-Liste zu einem der besten Restaurants Lateinamerikas gekürt. Bisher gab es dort noch kein einziges ecuadorianisches Restaurant. In einem Land ohne Michellin-Führer ist das wohl die höchstmögliche Auszeichnung. So traf es sich sehr gut, dass Max, Lukas und ich an diesem, für die ecuadorianische Spitzengastronomie und erst recht für Juan Sebastián, historischen Tag im Quitu reserviert hatten. Das Essen war eine Sensation. Alle Zutaten von indigenen Frauen aus deren Gärten und von befreundeten Fischern:
- Als Aperitif ein Canelazo aus Naranjilla und gebackener Ananas, Zimt, Panela und einem ananasinfusiertem gelagerten Zuckerrohrschnaps
- Quinoa Amarant Cookies
- "Schwarze Herz"-Kartoffeln (ein kultivierter Lagerfehler) mit 30, 60 und 90 Tagen Reifezeit in drei verschiedenen Zubereitungen, teils milchsäurefermentiert, teils gefüllt mit Chicha
- Mashua-Carpacchio (Kartoffelähnliche Knolle), mit Mangocreme, Ají und Anisschaum
- Corvina Ceviche mit Mocambo Gemüse
- gebratener Zackenbarsch auf karamelisierter Zwiebel mit rotem Kartoffelpüree
- rohe Shitake- und Austernpilze mit fermentiertem Yuka-Ají Sauce (hiesiger "Ersatz" für Sojasauce)
- 40 Stunden gegartes Ferkel mit gegrillter Karotte und Kartoffelpulver
- Markknochen mit gebackenem Reispapier und Kräuterasche
- geeister schwarzer Knoblauch mit Kakaopulver
- karamelisierte weiße Beete mit Palo Santo-Sorbet
Danach ging es dann in eine Rooftop Bar zum Tanzen und Trinken mit der Belegschaft, Freunden und Familie von Juan Sebastián. Was für ein Tag, was für eine Ehre. Um 4 Uhr morgens war ich dann wieder im Hotel.