Ecuador 2023


Tag 5: Wahltag

Ich hatte mich sehr auf diesen Tag gefreut. Nicht wegen der heute hier stattfindenden Präsidentschaftswahlen und den tatsächlich spannenden Volksabstimmungen u.a. zum Verbot der Erdölförderung im Yasuni Nationalpark. Sondern weil ich schrecklich erschöpft war von den letzten Reisetagen.
Ich frühstückte auf dem Markt (geöffnet trotz Wahl und Sonntag) von Palanda einen Saft aus Papaya, Apfel, Gurke, Limette und Sellerie sowie einen Becher Morocho und ein paar Käseempanadas.
So gestärkt fuhren wir nach Norden und machten einen längeren Spaziergang durch das berühmte Dorf Vilcabamba im sogenannten Tal der Hundertjährigen. Es ist immer noch ein sehr schönes Dorf mit ruhiger Stimmung, allerdings voller Ramschläden und internationaler Tourist*innen. Auf dem Markt aß ich einfach weiter. Eine Encebollada. Hatte ich diese Reise noch nicht gehabt und ich hoffte, dass sie gegen meine Erschöpfung und Erkältungssymptome, die ich seit Beginn der Reise mit mir rumschleppe, helfen würde. Tat sie bestimmt.
Nun wurde die Fahrt auch spannender. Es ging in auch für mich neue Gegenden. Morgen steht der Besuch der Genoss*innenenschaft PROCAFEQ an, sie ist in Quilanga, ein Andental weiter westlich. Entweder mit einem großen Umweg über Norden außenherum zu erreichen oder mit 50 km Feldweg und Sandpisten über einen 3200 m hohen Andenpass. Wir entschieden uns selbstverständlich für die aufregende Variante. Die „Straße“ ist sehr improvisiert konstruiert und sieht teilweise aus wie in diesen Dokus „Die gefährlichsten Straßen der Welt“. Google Maps kennt diese Straßen hier übrigens nicht. Häufig geht es nur mit Richtung einschätzen, Leute am Weg fragen usw. So wie früher. Wenn wir die topografischen Karten vergessen hatten.
Wir kamen also früher als gedacht im Quilanga an. Quilanga ist für mich viel eher als Vilcabamba ein Dorf der Hundertjährigen. Es ist auch in einem tiefen Tal gelegen, aber viel ruhiger. Seine 800 Einwohner*innen scheinen Sonntags alle auf ihren Veranden auf Bänken oder in Hängematten zu sitzen bzw. in den beiden kleinen Parks auf Bänken Karten zu spielen. So entspannt habe ich noch kein Dorf in Ecuador erlebt. Das tut wirklich gut. Alle grüßen sich (und uns) auf der Straße, alle sind sehr freundlich und freuen sich, so exotische Gäste wie uns im Ort zu sehen.
Unsere Unterkunft hier ist die sehr stilvolle Estancia Jaramillo. Wir haben sehr geschmackvolle Zimmer und einen kühlen Swimmingpool. Auch das tut sehr gut. Bin ich gar nicht gewohnt auf meinen Reisen. Ich schwamm ordentlich und ging gleich nochmal ins Dorf. Weil es so schön ist.
Es gibt eine kleine Eismanufaktur. Von einem Opi und einer Omi betrieben. Mit Speiseeis aus echten Zutaten. Sorbets aus guten Früchten, Kaffeeeis, Kakaoeis und ein Frischkäse-Erdbeer-Eis. Alle sehr lecker.
Abends saßen wir auf unserer Veranda am Pool und aßen noch leckeren Bratreis. Morgen geht es dann sehr früh zur Genoss*innenschaft und zu Besuch zu zwei Basisgruppen der PROCAFEQ.