Indien 2022


Tag 5: Final Meeting und Farmbesuch

Am heutigen Tag stand das letzte Meeting unseres Besprechungsmarathons an. Schwerpunkt war die strategische Ausrichtung für die Zukunft. Hierbei stand vor allem die Frage im Fokus, wie man dem bereits einsetzenden demographischen Wandel am besten begegnen kann.

Landwirtschaft ist für junge Leute in Wayanad derzeit vor allem aus wirtschaftlichen Gründen völlig unattraktiv. Die Generation, die in den kommenden Jahren eigentlich an der Reihe wäre, die familieneigenen Farmen zu übernehmen zieht es stattdessen vor allem zum Studieren oder für IT-Jobs nach Banagelore oder ins Ausland. Daher ist bereits jetzt dringend an der Zeit, auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein und das Fortbestehen kleinbäuerlicher Landwirtschaft auch zukünftig zu sichern.

Wir analysierten die aktuelle Lage bei Organic Wayanad anhand konkreter Fallbeispiele und entwarfen jeweilige Szenarien für die Zukunft. Besonders interessant war für mich die Einschätzung der beiden jungen Diskussionsteilnehmerinnen. Chackochans ältere Tochter Mileva ist als Farmertochter bereits den oben beschriebenen Weg gegangen. Sie hat studiert und arbeitet mittlerweile als Ärztin in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram im äußersten Süden des Bundestaates. Es war sehr interessant zu hören, dass sie trotz der aktuellen Situation durchaus großes Potential sieht, sowohl ihre eigene als auch die zukünftige Generation für die Landwirtschaft in Wayanad zurückzugewinnen und die kleinbäuerlichen Strukturen zu erhalten.

Vanamoolika und Organic Wayanad werden zu diesem wichtigen Thema mit Quijote auch nach dieser Reise weiterhin im engen Austausch bleiben. Das anschließende Lunch hatten wir uns auf jeden Fall redlich verdient.

Am Nachmittag begleitete ich George dann zu einem Farmbesuch an der Grenze zum Nachbarbundesstaat Tamil Nadu. Farmerin Molly baut dort hauptsächlich Tee an, der bei Vanamoolika in der neuen Teeaufbereitungsanlage hauptsächlich zu Schwarztee verarbeitet wird. Zusätzlich hat sie auch ein paar Kaffeepflanzen und bei der letzten Ernte alle Kirschen für unseren washed Robusta Blend eingebracht. Sie ist überzeugte Biofarmerin und hat die gesamte Farm bereits vor knapp 12 Jahren von konventionell auf organic umgestellt. Trotz der relativ großen Entfernung (die Fahrt dorthin dauert fast eine Stunde) bringt sie ihre gesamte Ernte bei Vanamoolika ein. Das ist mit einem relativ hohen Aufwand verbunden, denn im Gegensatz zu Kaffee wird Tee das ganze Jahr über gepflückt. Als zweites wirtschaftliches Standbein hat sie ebenfalls ein Homestay mit mehreren Cottages errichtet. Insbesondere die Stelzenhäuser, die man nur über eine kleine Fußgängerbrücke erreichen kann sind traumhaft schön mitten in bzw. über der Teefarm gelegen. Der Name „Harmony Farm“ passt jedenfalls super.

Auf dem Rückweg nahmen wir noch einen Sack frisch gepflückten Tee mit und machten einen kleinen Abstecher ins Kinderkrankenhaus von Sultan Bathery . Dort besuchten wir eine Kollegin von Vanamoolika und ihren kleinen Sohn, die noch bis Montag dort bleiben müssen und sich sehr über unseren Besuch freuten.
Zurück bei Vanamoolika verteilten wir dann noch die frischen Teeblätter auf dem ventilierten Trocknungsbett, bevor der Abend mit Dinner und kleinem gemeinsamen Drink wie fast schon gewohnt zu Ende ging.