Brasilien 2024


Tag 7  (17.06.2024)

Am Morgen waren wir verabredet für ein Wilkomenstreffen bei der Zentrale von Cafesul. Dort erwarteten uns Natércia (Verwaltungsleiterin), José Claudio (Vizepräsident), Renato Alvarenga (Präsident), Iohara (Agronomie und Zertifizierung), Grazie (Cupping und Rösten), Gustavo (Verarbeitungsanlage und Lager) und Luise (PR und Design).

Wir unterhielten uns über die aktuelle Marktentwicklung für Spezialitätenkaffees und regionale Produkte. Sie hatten in den letzten Jahren viel Erfolg mit den Röstkaffeemarken Pó de Mulheres und Casario.

Pó de Mulheres entstand durch eine Frauengruppe der Kooperative, die mehr finanzielle Unabhängigkeit und Sichtbarkeit für die weiblichen Mitglieder schaffen wollte.

Die Marke Casario ("altes Haus" oder "Villa") feiert die historische Architektur der Stadt Muqui, mit ihren alten bunten Häuser aus den 20er und 30er Jahre. Heute sind diese alten Gebäude im Stadtzentrum Denkmalgeschützt und verleihen der kleinen Stadt eine Idyllische Atmosphäre.

Cafesul ist nun dabei in Kooperation mit der Universität Zumbi dos Palmares (in Sao Paulo) eine Kaffeemarke zu etablieren die von schwarzen Mitgliederinnen produziert wird. Zumbi ist eine historische Persönlichkeit des 17er Jahrhundert, die für die Freiheit der geflüchteten Sklaven gekämpft hat und ermordet wurde.

Direkt nach dem Gespräch haben wir die Produktionshalle (Röstkaffee) und die Verarbeitungsanlage (Rohkaffee) besucht. Alle Prozesse, so wie die Verwaltungsbüros und der Cupping Raum sind in dem selben großen Gebäude, was den Austausch zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen sehr erleichtert.

Im Kaffeelager können die Mitglieder ihre gelieferten Lots umsonst lagern und selbst entscheiden, wann sie die Kaffees an die Kooperative verkaufen möchten. Außerdem verfügen sie über ein gekühltes Lager für hochwertige Lots (Kapazität ca. 1 Container). Dieses wurde in Kooperation mit den Lokal- und Landesregierung gebaut.

Der gesamte Energiebedarf der Kooperative kommt von Solarzellen auf dem Dach. In Espírito Santo mangelt es nicht an Sonnenenergie! Sie schaffen tatsächlich noch Energie zu verkaufen.

Dort haben sie auch eine Anlage für die Produktion von Düngemittel gebaut, die viel günstiger als marktüblich ist,  Der Dünger wird an den Mitglieder weiterverkauft.

Setzlinge für die Renovierung von Kaffeefeldern werden nun auch von der Kooperative angebaut und die Wasserversorgung kommt vom Regenwasser das vom Dach der große Halle gesammelt wird. Sie planen mit 100.000 Setzlinge pro Jahr.

Cafesul investiert viel in sinnvolle Infrastruktur die in Zukunft der Organisation helfen wird.

Nach dem Besuch war schon Mittagszeit und wir sind gefahren zum Sítio Flor e Café von Helen gefahren. Sie ist einer der ersten die das Potenzial des Kaffeetourismus in der Region entdeckt hat und bietet verschieden Produkte aus eigener Herstellung und ausgezeichnetes Essen mit Blick auf die Kaffeepflanzen an.

Am Nachmittag war ein Besuch bei Juliane geplant. Das junge Mitglieder der Kooperative ist äußerst engagiert und begeistert von der Arbeit mit Conilon. Sie und ihre Familie waren vorher Arabica-Produzenten in eine andere Region. Ihre Sítio ist etwas anders organisiert als übliche Canephora-Farmen. Normalerweise werden die Reihen für eine bestimmte Canephora-Clone bestimmt, um die Ernte zu erleichtern (eine Clone-Reihe wird uniform gereift). Da sie auf ihrem Grundstück eher seltene Varietäten hat, die mehr als 40 Jahre alt sind, ist so eine Aufteilung nicht möglich. Die selektive Ernte erfordert viel Zeit und das Wissen wo jeder Pflanze liegt.

Juliane ist eine von ca. 20 Produzent*innen die vor Kurzen mit Unterstützung der Kooperative und der Landesregierung einen kleiner Entpulper und ein Trocknungszelt aufgebaut hat.

Diese Infrastruktur wird ihr helfen, bessere Qualitäten zu produzieren und neue Aufbereitungsmethode zu ermöglichen (gewaschener Kaffee).

Wir konnten bei Juliane erfahren wie mühsam die Ernte von Canephora im Vergleich zu Arabica Pflanzen ist. Weil die Kirschen fester am Baum hängen, ist es fast unmöglich mit Maschinen zu ernten, wie es bei Arabica.Produzenten aus Brasilien üblich ist. Auch wenn diese manuelle Ernte mühsam ist, empfindet Juliane die Arbeit mit Canephora insgesamt als entspannter im Vergleich zu Arabica.

Nach dem inspirierende Besuch in Julianes Sítio sind wir wieder in die Zentrale von Cafesul gefahren, wo wie zusammen mit Grazi ein Microlot in einem kleinen 1kg Röster geröstet haben und den wir zusammen probiert haben. Die Erfahrung eine andere Rösttechnik zu erleben war richtig gut und hat uns viele Ideen gegeben!