Indien Januar 2024


Tag 2 Besprechungen und Farmbesuche

Nach einer erholsamen Nacht begann der Tag mit einem leckeren Frühstück. Das besondere Highlight war dabei der Blue Tea. Ein Tee aus einer blauen Blüte, die hier wächst. Die Blüte gibt im heißen Wasser die Farbe ab und das Wasser verfärbt sich. Gibt man dem Ganzen dann noch ein Spritzer Zitrone hinzu, ändert sich die Farbe zu Pink.
Nach dem Frühstück besprachen wir uns zusammen mit Mr. George, Mr. Chackochan, Anith und den Kolleginnen von Roasters United über die neue Entwaldungsverordnung der EU und deren Auswirkungen auf die Produzentinnen hier vor Ort. Bei bestimmten Import-Produkten, u.a. Kaffee, Kakao und Soja, muss in Zukunft nachgewiesen werden, dass diese nicht auf Flächen angebaut wurden, auf denen nach dem 31.12.2020 Wald gerodet wurde. Daher müssen alle Farmen hier über GPS-Daten erfasst werden. Dies wird in den nächsten Jahren eine große v.a. bürokratische Herausforderung für die gesamte Branche darstellen. Umso wichtiger ist es dabei, so eng wie möglich mit der Kooperative und den Produzentinnen hier zusammenzuarbeiten, um auf diese Herausforderung bestmöglich vorbereitet zu sein und diese dann auch zusammen meistern zu können. Anschließend besprachen wir noch einige Themen in Bezug auf die aktuelle Ernte, Kauf-Verträge, die aktuelle Preis-Situation und verschiedene Herausforderungen und Fragen. Dieser enge Austausch ist unerlässlich für das gegenseitige Vertrauen und das Verständnis beider Seiten. Durch diese Gespräche erfahren wir viel über die Situation der Produzentinnen und der Kooperative und können gemeinsame Lösungen finden.
Nach einem wie immer leckeren Lunch ging es dann los zu den ersten Farmbesuchen. Da wir eine ganze Menge an Leuten waren, fuhren wir gleich in drei Autos los. Unser Auto machte einen kleinen Zwischenstopp in Pulpally, der nahegelegenen Stadt hier, damit wir für uns kleine mobile WLAN-Hotspots mit Sim-Karten kaufen konnten. Auf dem Gelände der Kooperative gibt es nämlich sonst nur im Büro Internet. Wir holten die anderen Autos dann beim ersten Farmer ein, bei dem wir nur noch kurz „Hallo“ sagen konnten und der uns einen Selbstgebrannten anbot, bevor wir schon wieder aufbrechen mussten, um zur zweiten Farm zu fahren.

Auf der Fahrt dorthin begann es dann plötzlich wie aus Eimern zu regnen. Regen im Januar kommt quasi so gut wie nie vor. Mr. Chackochan erklärte uns, dass dieser Regen durch die Wetterveränderungen verursacht wurde, die durch das Erdbeben in Japan kamen. Bei der Farm angekommen, begrüßte uns der Besitzer, Abishek, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn. Ebenfalls vor Ort war auch eine Studentin aus Delhi, die derzeit Feldforschung für ihren PhD zum Thema „Ecological Community“ macht. Wir konnten mit dem Vater und seinem Sohn, der ebenfalls studiert, aber dennoch eine große Leidenschaft für die Farm und den nachhaltigen Anbau hat. Sie sehen insbesondere die hohen Transportkosten zur Kooperative, die steigenden Kosten für Erntehelfer und die Überalterung der Farmerinnen als die zentralen Herausforderungen an. V.a. der Weggang vieler junger Leute, vom Land in die Stadt oder gar ins Ausland in der Erwartung auf bessere Löhne und eine Arbeitsperspektive außerhalb der Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren ein immer größeres Problem darstellen. Dies sind ähnliche Entwicklungen wie in den anderen Anbauländern auch, die Landwirtschaft ist eine mühsame Arbeit und wirft oft nur geringe Gewinne ab. Eine Möglichkeit eines Nebenerwerbs, die auch einige Farmerinnen hier in der Gegend wahrnehmen, ist der Tourismus. Aber dies ist nicht die Lösung für alle, Abishek und sein Sohn beklagten die lauten Partys die nachts in einem Hotel-Resort direkt in der Nachbarschaft gefeiert werden. Sie würden sich Gäste wünschen, die auch mit Interesse für die Natur und die Kultur hierherkämen.
Die dritte Farmerin, die wir zum Abschluss dieses Tages noch besuchen konnten, war Molly. Schwan hatte sie vor einigen Jahren schon einmal besucht. Sie baut auf ihrer Farm v.a. auch Tee an und hat direkt in ihrer Plantage einige Hütten errichtet, in denen Gäste übernachten können. Von diesen Hütten hat man einen traumhaften Ausblick auf die Plantage und die Natur ringsherum. Molly lud uns zum Abendessen ein und bekochte uns mit leckeren Gemüse, Hähnchen, Reis, einer Suppe und Brot. Vollgegessen und müde von dem langen Tag fuhren wir zurück. Dabei mussten wir durch das Wildtierreservat hier fahren, wo es viele Elefanten und Tiger geben soll. Zu Gesicht bekamen wir jedoch keinen von beiden. Tiger sind hier aber tatsächlich ein Problem, da es mittlerweile zu viele Tiger auf zu wenig Raum gibt und diese nun auch immer häufiger in der Nähe von Dörfern oder Farmen auftauchen. Produzent*innen berichten, dass sie sich nachts aus Angst vor Tigern nicht mehr aus dem Haus trauen. Erst vor wenigen Wochen griff ein Tiger einen Farmer nicht weit von hier während der Arbeit an und tötete diesen. Angekommen bei Vanamoolika fielen wir totmüde ins Bett.