Peru 2024


Sonntag (26.05.2024)

 

Eigentlich war für heute nichts geplant, das Programm mit Cenfrocafe wollten wir erst am Montag beginnen. Eigentlich.

Wir trafen uns nach dem Frühstück im Hotel mit Enrique, saßen lange zu dritt zusammen und unterhielten uns über alles Mögliche. 

Wir brauchten Bargeld und Enrique fuhr mit uns zu einem Einkaufszentrum. Dort schauten wir uns die Läden an und kauften ein paar Produkte aus der Region, wie Schokolade und Kokosseife.

Enrique lud uns dann ein, eine touristische Finca zu besuchen, wo man gut essen kann. Javier Cahuapaza (Gerente Cenfrocafe) holte uns ab und wir fuhren ca. 45 Minuten auf einen Berg in der Nähe von Jaén, nach Naranja.

Die Finca Santa Fé ist eine Farm eines ehemaligen Mitglieds von Cenfrocafe, der mittlerweile seinen Fokus auf dem Tourismus gelegt hat. Gleich beim Eingang sah man, dass das Projekt sehr erfolgreich ist, es waren viele Motorräder und Autos auf dem Parkplatz. Viele Familien aus den Städten waren unterwegs, um die Kaffeeproduktion zu sehen, ein natürliches Schwimmbad zu genießen und im Restaurant das Essen aus der eigenen Produktion (Kaffee, Maniok, Hähnchen, Fisch und Schwein) zu verzehren mit einem Ausblick auf das Tal 1500 m tiefer.

Nach dem Essen und Kaffee machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Finca und besuchten den Wasserfall mit dem Schwimmbad. Sie haben dort auch eine lange, hängende Brücke gebaut mit einer wunderschönen Aussicht auf das Tal.

Während des Spaziergangs konnten wir erfahren, dass Javier ein ausgezeichneter Fotograf ist. Sein Vater hatte früher in Puno als Fotograf gearbeitet und hatte es Javier beigebracht.

Zurück im Restaurant unterhielten wir uns wieder über alles Mögliche und konnten noch ein bisschen mehr über Javiers Geschichte erfahren, denn bis dato kannten wir Javier nur über die geschäftliche Zusammenarbeit.

Er ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Er wuchs in Puno (im Süden von Peru) auf, seine erste Sprache war Aimara, die er von seiner Oma lernte. Als er noch dort lebte, war er sogar Lehrer für diese Sprache in seiner Gemeinde. Nicht nur die Fotografie hat er von seinem Vater gelernt, sondern auch die Schneiderei, denn die Familie hatte damals eine kleine Werkstatt.

Kaffeeanbau kommt natürlich auch noch dazu, die Familie bewirtschaftet zusammen eine kleine Finca.

Javier konnte die Photographie mit Kaffee verbinden, indem er Fotos von Produzent*innen machte und deren Geschichte aufschrieb zur Vermarktung von Microlots an japanische Kund*innen.

15 Jahren arbeitete er bei einem Verband für Kooperativen und weitere sechs Jahre bei der Kooperative Selva Central. Er konnte viel Erfahrung sammeln, um große Organisationen verwalten zu können. Dieses Knowhow ist nun sehr willkommen bei Cenfrocafe, die Organisation hatte 2022 eine schwierige Zeit. Mit Hilfe von Javiers Arbeit konnten sie die finanzielle Lage 2023 wieder stabilisieren und erwarten nun in diesem Jahr eine positive Saison.

Cenfrocafe wird 2024 um die 200 Container produzieren, für 140 Container sind schon Verträge abgeschlossen. Dies ist eine sehr positive Entwicklung, denn ohne Kaufverträge ist es sehr schwierig, Kredite zu bekommen.

Wir haben nachgefragt, ob es noch andere Käufer gibt, die vorfinanzieren: Roasters United und Quijote sind tatsächlich die Einzigen. Sie würden sich sehr freuen, wenn mehr Käufer im Voraus bezahlen würden.

Der Röstkaffeemarkt entwickelte sich in den letzten Jahren auch sehr gut. Cenfrocafe röstet und verkauft nun 10 Container Röstkaffee in Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Sie sind sehr froh über die Entwicklung, dass peruanische Kaffee von guter Qualität auch im Inland konsumiert wird (in vielen Kaffeeanbau-Ländern wird fast nur Instant-Kaffee getrunken und die besseren Qualitäten werden ausschließlich exportiert).

Beim Gespräch könnten wir einen Einblick gewinnen, über die Neuigkeiten bei Cenfrocafe, welche Herausforderungen sie dieses Jahr haben und die Pläne für die Saison 2024. Mehr werden wir dann morgen erfahren in unserem Treffen mit der Directiva.

Nach dem schönen Besuch brachte Javier uns wieder zum Hotel, nicht ohne einen kleinen Zwischenstopp, denn Gisselle hat einen Guave-Baum auf dem Weg gesehen und wir könnten nicht weiter fahren ohne ein paar frische Guaves zu ernten :D