Gute Entwicklung bei Jatari (Robusta)


Ich schlief aus, ging auf den Markt frühstücken (Saft, Käsetortilla, Fisch-Zwiebelsuppe) und ging mir Klamotten, Mückenschutz und Sonnenschutz kaufen. War ja alles weg. Nun habe ich ein paar Sachen, die komisch aussehen und irgendwie zu klein sind. Größere Klamotten gab es in keinem der 20 kleinen Stände und Läden, die ich abklapperte.

 

Ich streifte durch die Stadt, merkte, dass alle 6 Craftbierläden, die es im September 2016 noch gab schon wieder pleite sind und spazierte lange Zeit durch den wieder eröffneten Stadtpark.

 

Gefühlt 6 Stunden versuchte ich mein Gepäck herzubekommen und Delta zu erreichen. Die sind frech, inkompetent, geizig und überall völlig unterbesetzt. Drecks-Airline. Nie wieder. Die Flugreise eine 4 tägige Hölle und dann das Gepäck weg (mit den Geschenken für meine Gastgeber hier) und dann niemand zu erreichen.

 

Nachmittags gab es nochmal Käsetortilla (ich liebe diese Dinger hier) und Orangen/Möhrensaft.

 

Das war schon der erste Tag. Recht entspannt, oder? Was rege ich mich noch auf. Seitdem ich in Ecuador ankam ist die Reise perfekt verlaufen, zumindest was Ecuador betrifft.

 

Zweiter Tag, Besuch bei Jatari

 

Ich wachte wie üblich weit vor 5 Uhr auf, die Zeitverschiebung nach der Hinreise nach Amerika ist immer praktisch. Ich kann viel erledigen. z.b. 100 Versuche, Delta zu erreichen. Und mich auf den heutigen Tag vorzubereiten.

Ich ging runter in die Stadt, aß die Käsetortilla und flüssigen gewürzten Milchreis und ging wieder hoch ins Hostal, mir Saft machen (Papaya Limette).

Dann versuchte ich Delta zu erreichen. Hat auch geklappt. Die Sachbearbeiterin sagte mir, sie könne mir auch nicht helfen, da ich keine Gepäckreklamations-Nummer habe.

Ich sagte ihr, dass mir am Gepäckschalter von Delta in New York die Herausgabe der Nummer von einer völlig überarbeiteten Kollegin verweigert wurde, nachdem ich dort dafür 4 Stunden in einer Schlange stand. Dann wurde das Telefonat abgebrochen. Nicht von mir....

 

Um 8.30 Uhr holte mich mein Freund Guido Farfan von der Stiftung Maquita ab. Er berät seit vielen Jahren auch als Agronom unsere Partner-Kooperativen Jatari und Waylla Kuri.

 

Nach einer Stunde Fahrt entlang des Rio Napo und einer Überquerung dieses Flusses mit der alten Fähre kamen wir im Verarbeitungszentrum der Kooperative Jatari im Dorf Ahuano an. Ich wurde mit Reden und einer Tanzvorführung von Schulkindern zum Thema Kaffeeverarbeitung empfangen. Sehr niedlich und lieb. Daraufhin bedankte ich mich für die wunderbare Gastfreundschaft.

 

Es ist absolut ermutigend zu sehen, wie groß die Beteiligung dieser für das Treffen mit mir einberufenen Vollversammlung der Kooperative war. Von den 51 Mitgliedern waren 45 anwesend. 2 konnten nicht kommen, da sie gerade als Lehrer in der Schule unterrichteten und 2 waren krank, 1 konnte telefonisch nicht erreicht werden.

 

Ich diskutierte in der Vollversammlung mit den Mitgliedern und wir tauschten uns aus, was verbessert werden kann und  wie viel Kaffee dieses Jahr geerntet werden wird.

Die Qualität des gewaschenen Robustas von Jatari im letzten Jahr war großartig und das erzählte ich natürlich auch.

Ich versprach bei gleichbleibender Qualität eine bei Quijote beschlossene Preiserhöhung von 2,70 Dollar / Pfund auf 2,80 Dollar, 60 % zinsfreie Vorfinanzierung und eine Erhöhung der Abnahmemenge um 100 %. Kam gut an.....

 

Und dann kam das Essen...

Ich muss vorwegnehmen: es gab die ganze Zeit Chicha, ich habe davon in den letzten Jahren ja schon viel geschrieben. Tröger Weise durfte ich das glitschige Zeug heute wieder trinken. Zuerst gab es Palmherzchicha, dann Yukachicha und dann Maischicha. Und dann von vorn. Sie meinten es heute ernst damit.

Das Essen war wirklich besonders und auch besonders gut. Vorneweg gab es eine Ölfrucht namens Ungurahua. Die kannte ich noch nicht. Schmeckt irgendwie wie eine Riesenolive mit harter Schale. Sieht auch so aus.

 

Der Hauptteller: im Bananenblatt gegarter palmherzgefüllter Tilapia aus Gartenzucht, dazu 12 fette Chonta-Maden vom Grill, einen Spieß mit weiteren gegrillten Chonta-Maden und gebackenen "weißen Kakaobohnen" und viel Reis und Yuka.

 

Was "weiße Kakaobohnen" sind, muss ich noch nachschlagen. Sie waren sensationell und genauso wie die Ölfrucht völlig unbekannt.

Dazu gab es Palmherzchicha.

Nach dem Essen gab es dann......Palmherzchicha. Und dann wieder Palmherzchicha, diesmal nach "Art der Party". Eingeflößt von einer jungen Kichwa Frau aus einer 600 ml Kalebasse. Man muss das austrinken ohne abzusetzen. Sorgt für Belustigung. Irgendwie sowas wie ein Saufspiel bei uns. Diese Chicha war auch hochvergoren. Immer neue Dinge hier....immer extremer. Gut, dass diesmal keine Kollegen mit mir mitgereist sind. Ist echt nichts für zarte Seelen. Maden satt und Chicha bis zum überlaufen....

 

Ja, ich konnte noch laufen und musste das nun auch. Es ging per Pickup in die Microregion "San Pedro Mushuk Kawsay". Und dann rein in die Kaffeefelder mit extremer Topografie. Sehr steile Hügel bergauf und in sehr tiefe Bachtäler bergab. Gut, dass es trotz Regenzeit momentan recht trocken ist. Meine Gummistiefel versanken aber auch so manchmal bis zum Rand in Schlamm. 35 Grad Celsius, Äquator-Sonne um 13 Uhr und 100 % Luftfeuchtigkeit. Die 3 Liter Chicha wollten also ausgeschwitzt werden.

 

Ich sah zumeist Kaffeefelder, die echte Chacras sind. Mischanbau mit hoher Diversität und vor allem zur familiären Eigenversorgung. Die Kaffeepflanzen waren teils etwas zu alt und tragen weniger, werden gerade aber ersetzt bzw. zurückgechnitten.

Alle Farmer, mit denen ich sprach, sind absolut überzeugt gemäß der Kichwa Tradition auf keinen Fall chemische Produkte auf den Feldern zu benutzen. Es ist toll zu sehen, mit welcher Hingabe hier gearbeitet wird und wie sehr der Schutz von unserer Mutter Erde ernst genommen wird und auch selbstverstaendlich ist.  

Nach einer schwierigen Zeit ist Jatari seit zwei Jahren wieder eine sehr gute Kooperative. Ich bin glücklich über die gute Entwicklung. Jatari ist unsere langjährigste Robusta-Quelle.

 

Völlig erschöpft nach 6 Farmbesuchen ging es zurück zur Verarbeitungsanlage. Es gab was zu trinken: selbstgerösteten Kaffee. Aus einem Gene-Röster. 100 % Robusta als Filterkaffee. Sauber!

 

Es begann zu dämmern und wir fuhren zurück nach Tena. Ich machte mir Mangosaft und schrieb diesen Bericht. Morgen geht es nach Rukullakta zur nächsten Kooperative "Waylla Kuri"