Wir standen um 5:30 Uhr auf um den 6:30 Uhr Bus nach Loreto zu nehmen und um 10 Uhr die Koordinatorin des regionalen "Mesa de Café" Antonia Grefe zu besuchen. Laut Busunternehmen sollte diese Reise in maximal 3 Stunden vorbei sein.
Wir stiegen in den sogenannten Express-Bus, Tickets vorab bezahlt, also gute Plätze vorne im Bus (sehr gut bei den Serpentinen für 2500m Höhenunterschied). Der Bus war bei Abfahrt zu nur 20 % besetzt. Das ist immer ein sehr schlechtes Zeichen, da der Fahrer volle Busse transportieren soll. Es wird also mit befühltem Schrittempo losgefahren und an jeder Ecke gehupt um eventuelle Mitfahrer zu finden. Nach 30 Minuten hatten wir 5 km zurückgelegt, danach wurde erstmal eine 10 minütge Pause an der Tankstelle eingelegt. Nach 60 MInuten hatten wir 12 km zurückgelegt (Navigationssystem für Ecuador in meinem Mobiltelefon danke ich für die Information, Open Maps hat die beste verfügbare Kartografie für dieses Land). Nach 90 MInuten und 20 km hielt der Fahrer an einem sicherlich befreundeten Imbuss an und verkündete dem mittlerweile halbvollem Bus eine 15 minütige Frühstückspause (der Fahrer und der Copilot fressen gratis und erhalten 10-20 % der Einnahmen durch die Busgäste).
Da 15 Minuten Pause in Ecuador 30 - 45 Minuten in Realität bedeuten, mussten wir leider umkehren, um 16 Uhr ging nämlich unser Bus ab Tena wieder nach Puerto Barantillo, unseren Kanuhafen zum Runa Huasi Projekt, unsere Unterkunft bei der Jatari Kooperative nahe dem Dorf Ahuano.
Wir gingen also auf die andere Straßenseite, nach 2 Minuten kam ein Dorf-Nahverkehrsbus und brachte uns binnen 15 Minuten ins Zentrum von Tena zurück. Nun war erstmal Frustfrühstücken angesagt. Ein Borojo-Saft in der Saftbar des Busbahnhofes und dann ein Bananen-Weizen-Pancake mit Schokoladensauce in der Tortuga-Bar brachten uns zurück in die Spur.
In unseren Hotel holten wir die dort hinterlegten Gepäckstücke ab und gingen wieder zum Busbahnhof. Dort tranken wir einen weiteren Saft bzw. Milchshake (Maulbeere bzw. Guanabana) und erwischten den 12 Uhr-Bus nach Puerto Barantillo. Da diese Strecke inzwischen und neuerdings auch asphaltiert ist, waren wir schon um 13:30 Uhr in diesem Kanu-Hafen und teilten uns ein Boot mit Venezuelanischen Rich-Kids welches uns im Hafen von Runa Huasi nur 500 m weiter wieder aussteigen ließ. Runa Huasi ist ein Traum. Es handelt sich um 4 traditionelle Hütten aus Naturmaterialien aber mit Warmwasserduschen und orthopädischen Matrazen auf den Betten mitten im amazonischen Regenwald, direkt am Ufer die Rio Aranjuno gelegen, kurz vor der Einmündung in den Rio Napo. Die Hütten sind ein selbstverwaltetes Tourismusprojekt von Kichwas aus den Dorf Ahuano aus dem wir unseren Kaffee von der Kooperative Jatari ("Aufstand") beziehen. Es gibt hier nur Kerzenlicht und kein Internet. Hinter den Hütten ist ein steiler Hang mit Sekundärwald, der für uns aber wie Primärwald aussieht. Die Hütten haben kleine Balkone bzw. Terassen direkt zum Fluss hinab. Affen turnen durch die Bäume, alles ist voller Papageien, Kolibris und Tucane, durch das Unterholz laufen Guantas (Riesennager) und Flussschweine. Der Garten mit seinen vielfältigen Pflanzen zieht hunderte verschiedener bunter Schmetterlinge an. Perfekt für einen echten Urlaub fernab von allem. Positive Dinge darüberhinaus sind: die gastgebenden Familien sind unfaßbar freundliche Menschen die meistens sogar deutsch sprechen (es gibt hier eine Projektschule von engagierten Schweizer Tierschützern) welche auch noch sehr gut kochen können und dabei sowie bei der Freizeitgestaltung perfekt auf die Wünsche der Gäste eingehen.
Wir besuchten nachmittags die Tierauswilderungsstation Amazoonico in direkter Nachbarschaft wo sehr engagierte Volontäre aus aller Welt sich um bedrohte Tier-arten kümmern und spazierten durch den Urwald und tranken Guayusa-Eistee.
Wir setzten uns auf unseren Balkon, tranken Rum aus Panama, genossen die Natur, schwammen im Rio Aranjuno, aßen sehr gutes Essen und frische Früchte (Babaco) immitten eines Kerzen-Meeres in der riesigen Speisehütte (ein Bambuspavillon mit einem großen rituellen Feuerplatz in der Mitte).
Früh im Bett inmitten der Dschungelgeräusche begann eine Nacht voller guter Träume. Wem das nicht genug ist (wir hatten ja Rum und Guayusa) bekommt hier auch von Schamanen Ayahuasca um die Wahrnehmung noch weiter zu verstärken.