Tag 3 Guatemala (21.10.2016)


Um 7:00 Uhr macht sich Gerrit auf den Weg zur „Futtersuche“ - Ziel ein Joghurt / Müsliladen. Ich freue mich schon auf ein leckeres Schokomüsli, als Gerrit unverhofft schnell und grinsend zurück kommt – Willi ist schon da! Er ist um 3:00 Uhr Nachts aus San Marcos abgefahren um uns abzuholen und zu Genaro nachhause zu bringen.

 

Innerhalb von 10 Minuten sind wir abfahrbereit und es geht los. Willis erstes und zweites Frühstück besteht aus Kaffee und mehr Kaffee, so hat er die Strecke angeblich innerhalb von 3 Stunden geschafft. Spätestens am Nachmittag sind diese 3 Stunden allerdings schier unglaublich.

Treffen mit Genaro

Zu dritt geht es los. Nur wenige Kilometer von Antigua entfernt, steht das nächste Treffen an – Genaro lässt es sich nicht nehmen uns auch auf diesem Weg zu begleiten. Für ihn bedeutete das eine frühe, sehr frühe Busfahrt.

 

Genaro einzusammeln gestaltet sich etwas schwieriger, als gedacht – er ist aus Versehen etwas zu weit gefahren. Damit nicht noch mehr Zeit vergeht, macht er sich zu Fuß auf den Weg zu uns.

 

Willi und Gerrit stehen Spalier neben dem Auto, damit Genaro sie rechtzeitig sieht, zu diesem Zeitpunkt gehen wir nämlich noch davon aus, dass er einfach einen Bus in die entgegengesetzte Richtung genommen hat, um nicht zu Fuß zu laufen. Wie immer fällt Gerrit mit seiner Größe hier auf, wie ein Wolkenkratzer in einem kleinen Dorf mit kleinen Strohhütten.

 

Auch wenn er mittlerweile zum vierten Mal hier ist, seine Größe sorgt immer wieder für Staunen und Anreiz für zahlreiche Fotos, die das noch betonen. Ich kann mir das zugegebener Maßen auch nicht verkneifen.

 

Nach ca. 30 Minuten kommt Genaro per Fuß unserem Auto entgegen.

 

Willi ist ein wirklich guter Fahrer, doch die Strecke scheint nicht weniger zu werden.

Abstecher nach Xela und Arztbesuch


Dieser Eindruck wird vermutlich auch noch verstärkt dadurch, dass es mir nicht gerade gut geht. Während der kommenden Stunden werden meine Ohren – und Halsschmerzen immer unangenehmer.

 

Als Resultat aus unserem Treffen mit Andy wollen wir versuchen, in Xela einen weiteren Exporteur kennenzulernen. Da unsere herausgesuchte Telefonnummer nicht funktioniert, bleibt uns nichts anderes übrig, als es persönlich bei der angegebenen Adresse vor Ort in Xela zu versuchen.

 

Xela ist nicht so groß wie Guatemala Stadt, aber es ist zweifelsohne eine echte Großstadt, mit allen Vorzügen und Nachteilen. Da heute Freitag ist, entscheiden wir, erst einen Arzt für mich zu finden und dann unser Glück mit dem Exporteur zu suchen.

 

Dies ist das zweite Mal während einer Kaffeereise, dass ich einen Arzt brauche. Im Vergleich zum ersten Mal (durchbissene Unterlippe + 3 angebrochene Zähne = 5 Stiche in Brasilien) sehe ich das Ganze heute entspannt. Wir fahren zu einer Klinik, die in zig einzelne Arztpraxen aufgeteilt ist.

 

Der einzige HNO Arzt des Hauses weist uns leider ab, keine Kapazität für neue Patienten, der zweite Arzt, der einem Allgemeinmediziner am nächsten kommt, schließt sich dieser Aussage an. Nummer drei, spezialisiert auf Infektionen und innere Medizin wird es dann schließlich.

 

Im Wartezimmer sitzen nur 2 Leute, nach einem kurzen Gespräch mit der Empfangsdame und der Aussage bzgl. Preis (250 Quetzales für die Untersuchung), bin ich die Nächste.

 

Meine Frage bzgl. der anderen Patienten und der Reihenfolge wird freundlich abgewinkt.

 

Mein Verständnis für Spanisch ist mittlerweile ganz ok., aber bei Medizin Spanisch oder Beschreibung der Symptome bin ich aufgeschmissen, also dolmetscht Gerrit für mich.

 

Der Arzt Manuel Rodolfo Sachez  ist ca. Anfang 60, Brille, dunkle Haare und recht hellhäutig und sehr sparsam mit seinen Worten, dafür aber ausladend mit seinen Gesten.

Medizinischer Kleinkram...

Bei verständlichem Nicht-Interesse - einfach den nächsten Absatz überspringen!

Zuerst erfolgt unsererseits die Beschreibung der Symptome, bedächtiges Nicken, wissende Blicke und Notizen sind das Resultat. Die Untersuchung erfolgt im Anschluss: Das Fieberthermometer wird mit einem in Alkohol getränkten Tupfer gereinigt, ab unter die Axel damit. Der nächste Tupfer wird auf das Ohrdings (Otoskop) gestopft und der Alkohol bildet eine Pfütze auf dem Holztisch, wo das gute Stück hingestellt wurde. Blutdruck messen folgt als nächstes. Danach Überprüfung des Thermometers, alles gut. Danach wird über ein Messgerät am Finger der Herzschlag überprüft.

 

Mit einem neuen Zungenspachtel geht es meinem Rachen dann an den Kragen - „A-sagen“. Danach Lymphknoten abtasten, dann darf endlich das Ohrending zum Einsatz kommen. Das Ohreninnere wird mehrfach betrachtet, inklusive Luftanhalten und „i-Sagen“. Demonstrativ wird an dem Ohrding gerochen und angemerkt, dass das nicht eitrig riecht. Hört sich schon mal nicht schlecht an.

 

Dann darf das Ohrending noch mein Naseninneres betrachten und das war es. Fazit meine Ohren, besonders das eine sind stark verschleimt und schmerzen dementsprechend. Der Rachen ist ebenfalls knallrot, aber scheinbar eindeutig einer starken Allergischen Reizung zuzuordnen (Antigua sei dank - Abgase, Vulkanstaub, etc...).

 

Ich bekomme ein Medikament für meine Ohren und noch das von mir gewünschte Antibiotikum für den Notfall.

Ab hier geht es weiter ohne Medizinkram!

Corral Grande (Genaros Haus) ist mir etwas zu weit ab vom Schuss, da gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Nach diesem kleinen Zwischenstopp versuchen wir unser Glück mit dem von Andy empfohlenen Exporteur "Manos Campesinas". Bei der angegebenen Adresse gibt es jedoch weder ein Schild noch irgendwas, nur ein verschlossenes Rolltor, dass sich an einem Freitag trotz Klingeln, Klopfen und Rufen nicht einen Millimeter bewegt. Wir geben für`s Erste auf.

Zügig versucht Willi nach San Marcos zu fahren, mittlerweile ist er 1 Stunde zu spät für einen Termin, grinsend versichert er mir "Es gibt wichtigeres!" Einfach super.

In San Marcos angekommen gib es einen kurzen Fahrerwechsel, Genaros Sohn übernimmt und seine Enkelin kommt auch gleich noch mit. Da Genaro immer sehr um unser leibliches Wohl besorgt ist, stoppen wir kurz noch bei einer Hühnchen-Frittier-Bude. Sowohl Gerrit als auch ich wissen, es dauert nur noch ca. 45 Minuten oder 1 Stunde bis zu Genaro und "Mama Linda" - einer Super-Köchin. Aber was soll`s: labbrige Pommes und einen Berg von Huhn.

 

Wie erwartet treffen wir 45 Minuten später bei Genaro in Corral Grande ein.

v.l. Galindo, Gerado, Steffi, Genaro, "Mama Linda", Gerrit
v.l. Galindo, Gerado, Steffi, Genaro, "Mama Linda", Gerrit

Da Genaros Sohn nicht sicher ist, ob er das Auto von Willi wieder anbekommt, lässt er den Motor für die nächsten 15 Minuten auf dem Hof laufen. Währenddessen werden Tortillas und Obst, Gemüse eingepackt für die Familie in San Marcos.

 

Danach werden wir wie erwartet mit dem tollsten Essen von "Mama Linda" versorgt: heiße Reismilch mit Flocken, danach Bohnenmuß, Käse, scharfe Soße und Tortillas und frisch zubereiteten Kaffee.

Noch etwas schnacken, dann geht es ab zum Schlafen. Damit wir morgen nicht von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden bzw. nicht zu früh im Weg rumstehen, wird das Fenster in der Decke von außen mit einer Decke abgedeckt.
Das Fenster von der Metalltür bekommt ein Handtuch ab und der Schlitz zwischen Boden und Tür bekommt auch noch eine Decke von außen damit es nicht zieht.
Licht aus. Schlafen..und wie!