Dienstag 29.06.2011


Pünktlich um 6 Uhr trafen wir bei Dona Elvira ein um den gestern entpulpten Kaffee zu waschen. Der gelbe Caturra war über Nacht bereits so weit. Der Kaffee wurde mit dem ihm anhaftenden Fruchtschleim in einen Korb mit rauher Oberfläche gegeben und mit Wasser gewaschen.

Wir nahmen anderen Kaffee der bereits fertig auf 12 % Restfeuchtigkeit getrocknet war mit und relaxten erstmal in den Thermen. Zum Frühtstück in unserem Thermalbad gab es heute frittierte Bällchen aus grüner Banane gefüllt mit Käse und dazu Ei im Glas.

Heute ging es dann gleich in die Bodega und Verarbeitungsstation der AACRI. Wir taten so als ob wir Bauern wären und gaben unsere 3 Säcke ab.
Zunächst werden sie gewogen und das Nettogewicht des Sackes abgezogen. Es
wird nun eine Probe von 200 g gezogen und diese Probe wird mit einer kleinen Schälmaschine entperganiniert. Daraufhin wird das Gewicht des Kaffees ohne Pergamino gemessen und dieser auf Fehler überprüft. Diese fehlerhaften Bohnen werden aussortiert und dann das Gewicht des guten Kaffees gemessen.
Liegt das Gewicht des so aussortierten guten Kaffees über 80 % des Pergaminokaffeegewichtes bekommt das Mitglied Bonuszahlungen über die gerade vor drei Wochen beschlossenen Preise der Kooperative hinaus.

 

Der Preis für ein libra Pergamino liegt momentan bei 1,70 US-Dollar,
“unser” Kaffee wird mit 1,754 US-Dollar bezahlt.


Danach entpergaminierten wir unsere kompletten 3 Säcke mit der großen
Maschine und schütteten die grünen Bohnen dann auf die Sortiermaschine, welche mithilfe großer Lochbleche den Kaffee nach Größe sortiert. Wir werden als Quijote später Lochgroesse 16 -18 importieren.

Die nächste und letzte Sortierstation sind die Sortiertische an denen bis zu 12 Frauen aus der Gemeinde arbeiten und nach Menge bezahlt werden, sowohl nach sortierter Gesamtmenge als auch nach aussortierten fehlerhaften Bohnen. So kommt ca. das dreifache des Mindestlohnes zusammen, den z.B. Machetenarbeiter auf den Feldern bekommen.

Nun konnten wir den Kaffee mit den aus unserer Sicht technisch völlig veralteten Röstmaschinen aus Kolumbien rösten. Die AACRI röstet hell, medium und Espresso, Röstmeister Franklin war gerade wieder auf zwei Schulungen der SCAA.

Besuch bekamen wir vom ecuadorianischen Landwirtschafts-Vizeminister und
einer grossen Delegation. Es entscheidet sich in den nächsten Monaten, ob
die AACRI vom Staat mit der Koordination der Kaffeebauern aus dem gesamten
Nordwesten Ecuadors betraut wird. Ich sprach spontan vor der Regierungs-delegation und skizzierte unser Modell des direkten Handels.

Das haute sie um und brachte der AACRI wohl sehr viele Punkte ein. So was
hatten sie noch nicht gehört und eröffnete ihnen ganz neue Sichtweisen.

Ich tauschte mich noch einige Zeit mit Franklin und noch einem Franklin (Techniker für die Beratung der Bauern) aus bevor ich mit Ivan die wahrscheinlich zukünftige Ferien-, Seminar- und Reiseresidenz der AACRI besuchte.
Auf 2000 m Höhe gelegen ist Rio Lindo ein Traum. 8 Gästezimmer, ein großer Versammlungssaal, Küchen, ein riesiger Park ähnlicher Garten voller vom Aussterben bedrohter Pflanzen, vieler Früchte, massenhaft Vögel, eigener Forellenzucht, 200 m Flussufer, eigenem Gebirgsbach durch Grundstück.
Daneben Platz für 2 Hektar Kaffee in Bestlage und 3 Hektar wiederaufgeforstetem Wald als Korridor für Tiere. Dort werden wir in Zukunft auf unseren Kaffeereisen wohnen...die Anlage muss nur noch gekauft werden, dies wird allerdings aufgrund
familiärer Kontakte zu einem Schnäppchenpreis geschehen.

Zurück in Apuela besprach ich mit Ramiro, dem Manager der Kooperative unsere Importabsichten. Die Befürchtungen der Kooperative, dass ihre diesjährigen Preise zu hoch für mich sein könnten konnte ich zerstreuen und machte ein sehr gutes Angebot für 14 Tonnen Exportqualität und einige Microlotes. Dies wurde angenommen und wir sind nun alle noch glücklicher miteinander. Hier entsteht nun gemeinsam ein wirklich tolles Projekt, sowohl der Kooperative als auch mir ist sehr klar, was wir aneinander haben.

Zurück bei den Thermen war bereits eine Feier im Gange. Auf einer riesigen Pfanne (aus Schiffsblech?) wurden von afroecuadorianischen Nachbarn Maistortillas gebacken und dazu frisch gepresster Zuckerrohrsaft gereicht.

Der Abend klang aus bei Livemusik einer Band aus der Nachbarschaft, weiterem Essen und einigen Bierchen zur Feier der sehr schönen und erfolgreichen Zeit bei der AACRI.